Sunday, May 27, 2012

Kritischer Rationalist, 7 Jahre alt


"Meine Eltern lebten streng nach dem jüdischen Glauben, wir aßen koscher und gingen in die Synagoge. Sie sagten mir, dass ich beim Gottesdienst den Blick gesenkt halten müsse, weil Gott dann anwesend ist. Und wer Gott ins Angesicht sieht, müsse sterben. Ich dachte viel darüber nach. Ich überlegte mir: Naja, wenn es wirklich so kommt, wäre das schon sehr schade. Aber ich dachte, es ist einen Versuch wert. Eines Tages schaute ich also während des Segens hoch. Da war kein Gott. Ich hatte das Gefühl: Ich bin belogen worden. Darüber bin ich nie weggekommen. Ich war damals vielleicht so sieben Jahre alt. Ich habe in einer Synagoge den Glauben verloren." Der amerikanische Literaturkritiker Stephen Greenblatt auf die Frage, wann er zum Atheismus bekehrt wurde

Der siebenjährige Stephen Greenblatt war - ohne es zu wissen - ein gestandener kritischer Rationalist im Sinne eines Karl Popper oder Hans Albert. Er wollte wissen, ob das, was ihm seine Eltern unter Todesdrohung weismachen wollten, der Wahrheit entsprach. Und nach langem Nachdenken kam er zu dem Entschluß, das experimentum crucis zu wagen, das seine Welt verändern sollte. Schon als Kind hatte er über das verfügt, was selbst gläubigen Erwachsenen fehlt: die Kühnheit, die familiär und kulturell ererbten Dogmen einer strengen Prüfung zu unterziehen.

Natürlich ist es ein weiter Weg von der schmerzhaften Erkenntnis der elterlichen Lüge zur Ansicht, daß Götter nicht existieren. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es um den Mut und die kritische Einstellung, die Kinder schon sehr früh gegen alle Widerstände ihrer Umgebung entwickeln können (oft nur im geheimen).

Sicherlich ist Greenblatt kein Einzelfall. Manche Kinder kommen durch ganz ähnliche Umstände zu der schmerzhaften Erkenntnis von ihrem Umfeld belogen zu werden. Kühnheit, Mut oder Wißbegierde müssen nicht die ausschlaggebenden Gründe sein, natürlich kommen auch  andere typische Merkmal von Kindern in Frage wie ihre Verspieltheit oder Unvoreingenommenheit. Hier ein weiteres Beispiel, bei dem eher kindlicher Trotz oder Unbeherrschtheit eine Rolle spielen:

ein Sechsjähriger erzählt, er hätte Gott in Gedanken mit einem sehr bösen Schimpfwort bedacht, nur weil man ihm versichert hatte, daß Gott all diejenigen straft, die ihn beschimpfen. Er tat es trotzdem. Er hatte sich einfach nicht zurückhalten können - es war zu verlockend es auszuprobieren. Da zunächst nichts geschah, dachte der junge Mann, er hätte gewonnen. Aber die Eltern hatten ihm auch erzählt, die Strafe müsse nicht sogleich erfolgen ("Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, bei großen läßt er sich Zeit"). Das verwirrte ihn sehr, denn diese These konnte er nicht mehr widerlegen, - das hatte er folgerichtig erkannt: sie war zu unbestimmt um überprüfbar zu sein (wie so viele Dogmen). Tatsächlich ist die These sogar pathologisch unterdeterminiert

Aber was auch immer die kindliche Motivation sein mag, gegen religiöse Indoktrination zu rebellieren, der Ausgang bleibt oft genug ungewiss. Während der kleine Greenblatt mit einem einfachen Experiment erfolgreich war, konnte dies im letzteren Fall nicht mehr ausreichen. Im Gegenteil, die Moral von den "kleinen Sünden" ist eine Falle, aus der ein Kind ohne Hilfe nicht mehr so leicht herauskommt. Psychologische Nachwirkungen nicht ausgeschlossen. Der Fall mag harmlos erscheinen, aber es gibt natürlich viel beängstigerende Praktiken im Bereich religiöser Erziehung. Im 21. Jahrhundert werden Kinder immer noch in Koranschulen, Thoraschulen, buddhistische Klöster und christliche Anstalten gesteckt, wo sie unter Zwang die heiligen Schriften auswendig lernen müssen, bevor sie reif genug sind, sie zu beurteilen. Jeder weiß, daß dahinter Methode steckt.

Religionen haben früh die Strategie entwickelt, sich die intellektuelle Wehrlosigkeit von Kindern zunutze zu machen, um die Verbreitung ihrer Ideologie abzusichern. Eine bequeme und effektive Methode. Daß sie dabei oft auf Angst und sozialen Druck zurückgreifen ist bekannt. Selbst den Gesetzgebern moderner Staaten ist dies bewußt und trotzdem werden Religionen noch immer subventioniert und rechtlich gegenüber Spott und Verunglimpfung geschützt. Eines der besseren Kapitel (Kap. 9) in Dawkins "Gotteswahn" beschäftigt sich mit den körperlichen und psychischen Mißhandlungen, denen Kinder während ihrer religiösen "Erziehung" ausgesetzt sind und an deren Folgen sie oft ein Leben lang leiden. An solchen Fällen läßt sich das Ausmaß der Folgeschäden ablesen, wenn ein Kind es nicht schafft sich rechtzeitig von den einengenden und beängstigenden Theorien und Praktiken seiner irregeführten Umgebung zu befreien. Wieviele Kinder wären an Greenblatts Stelle so verängstigt gewesen, daß sie beim Aufschauen tatsächlich etwas "gesehen" hätten?


Empfehlungen: Video: "Jesus Camp" (deutsch, über die Praxis in den USA "christliche Dschihadisten" heranzuziehen)
Video: Christliche Fundamentalisten in Deutschland
ARTE DOKU: Christlicher Fundamentalismus


Friday, May 25, 2012

Das Sirren über unseren Köpfen


"Auf dem Grat des Bergrückens, neben einer verlassenen Schäferhütte, liegt das traumhafte Ziel unseres Aufstiegs: Paschinkanda, eine Wiese an einer Quelle, umrahmt von majestätischen Tannen. Wenn nur das Sirren nicht wäre.
Es beginnt ganz leise, kommt näher, entfernt sich wieder - und ist das Geräusch der Drohnen der US-Armee, irgendwo im Himmel über uns."


 Austrian Armed Forces Photograph/Sigi Schwärzler
"http://www.bundesheer.gv.at

Das Zitat stammt aus dem Reisebericht "Die Andertaler" von Christoph Reuter in GEO, 06/Juni2012. Darin geht es um das afghanische Tal Darah-i-Nur im Grenzgebiet zu Pakistan, dessen Bewohner sich bis heute erfolgreich gegen einen Zutritt von US Militärs und von Taliban Kämpfern wehren. An das Sirren der Drohnen am Rande ihres Tals haben Sie sich gewöhnt ("Die Amerikaner bombadieren wieder einmal das Tal nebenan").

Das Gerät erfreut sich weltweit zunehmender Beliebtheit, besonders bei Geheimdiensten und Militärs, sogar in Österreich (Foto). Die Anzahl der bei US Drohnenattacken getöteten und verletzten Zivilisten ist allerdings hoch. In den USA werden unbemannte Drohnen auch schon zuhause zur Überwachung der störrischen Zivilbevölkerung eingesetzt ("domestic drones"), vorzugsweise bei Demonstrationen. Man kann gespannt sein, wie lang es dauern wird, bis auch die Europäer das Sirren über ihren Köpfen hören werden. Ob wir uns selbst auch Drohnen zulegen werden (können/sollen), wie die Occupy-Bewegung in den USA? (siehe "Occucopter")
Jedenfalls ist das Drohnengeschäft äußerst einträglich - das Überwachungsbusiness floriert. Der Kaviar-Kanonenindex zeigt unaufhörlich nach oben.

Und wie geht die Geschichte aus dem Darah-i-Nur Tal weiter?

"Langsam bezweifeln wir, daß es eine gute Idee war, mit einem halben Dutzend Mann und Waffen durch den Wald zu ziehen, ohne wenigstens eine Schafherde dabeizuhaben. Aus der Luft müssen wir exakt so aussehen wie jene, vor denen wir uns fürchten: die Taliban."


update 2012-07-03: Report: U.S. Firms Lobbying for Drone Sales Abroad
update 2012-09-13: Suicide-bombs without the suicides: why drones are so cool
update 2012-09-20: US-Medienforscher: Drohnen gehören zur Zukunft des Journalismus


Wednesday, May 23, 2012

Antisemitism ;-)


A hardly recognized side note in Haaretz Online, published May 23, 2012, 10:32 AM reports that




not very interesting per se, but then, not much later in the reader's comments section:

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.





Thursday, May 17, 2012

Warum die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs immer noch diktieren


Kennen sie die "Small Five" oder "S5"? So wird die aus den fünf Kleinstaaten Schweiz, Costa Rica, Singapur, Jordanien und Liechtenstein Gruppe bezeichnet. Kürzlich wagte diese einen Mini-Aufstand gegen das anachronistische Regime der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs im U.N. Sicherheitsrat. Dabei waren die Forderungen der Gruppe minimal.


Weltmächte lassen Kleinstaaten auflaufen
Die Schweiz und vier Verbündete müssen Uno-Initiative begraben

Wednesday, May 16, 2012

Powellesque Warmongery


Powellesque Warmongery is by definition a (live) publication of unverifiable pieces of alleged evidence illustrating a possible (military) threat, designed to make the audience vote for aggression (war) but against any logic, counter-evidence and common sense; the presented Powellesque Evidence consists mainly of rumors, graphic files and videos showing alleged intelligence entirely undetermined and partly reproducible by any photoshop freshman; no way of telling facts from fake but fulfilling the Cheney Doctrine for entering into war; often Powellesque Evidence is manufactured by people other than the Powell (the one who presents the material, unchecked by himself); named after Colin Powell's (in-)famous speech before the U.N. General Assembly, February 5th, 2003.

UFO UK
Typical Powellesque Evidence for the existence of aliens


Usage:

"Where did you get that Powellesque Warmongery from?"
"It's reported by FARS!"
"Do you have some link to the original source?"
"No"
"Any other evidence?"
"It was a revelation by former commander of the elite Revolutionary Guard General Hossein Kan'ani Moghadam."
"Who's that?"
"I don't know."
"What a Powell you are!"

"Jesus died and resurrected."
"Gosh! How did that happen?"
"It's written in the Bible"
"C'mon, Powellesque Evidence!"

Recent examples from a decade of Israel-Iran warmongery: It's Getting Powellesque Again


It's Getting Powellesque Again


Powellesque Warmongery is rearing its ugly head again: a google earth photo showing something which could be any industrial plant whatever, suggesting that there have been already performed "nuclear (bomb) tests" ...




And this one, a 3-D picture manufactured by The Associated Press - showing something which looks like a big milk reservoir ...






Tuesday, May 15, 2012

Who the Hell is Azadeh Ansari?


Iranian president: Israel 'nothing more than a mosquito' to Iran
By CNN Wire Staff
"CNN's Azadeh Ansari contributed to this report"


Who the hell is this Azadeh Ansari and why can't they provide any useful sources? (give a link, make a readable screenshot or a photo of a newspaper, video, tape recording, anything which an interested reader of this propaganda-like article might help to verify ...)

Wieder eine Fälschung?



Kürzlich erschienen im österreicheischen Standard:


indem berichtet wird, der "iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hätte den Erzfeind Israel als "Moskito" bezeichnet, der die langfristigen Ziele Teherans nicht beeinflussen könne". Weiter heißt es:

"Am Freitag hatte Ahmadinejad bereits den Judenstaat als "Belästigung für die Menschheit" gewertet. "Es scheint, dass die Zionisten (Israel) am Ende eines Tages keine Ruhe haben, wenn sie keine Jugendlichen in Palästina umbringen oder dort keine Häuser zerstören", sagte er laut einer Meldung der Nachrichtenagentur FARS vom Sonntag. Es sei kein Krieg notwendig, um das israelische Regime zu zerstören. Die arabischen Staaten "bräuchten nur ihre Beziehungen zu den Zionisten zu beenden, anstatt ihre Öleinkommen unnötig für Waffen (aus dem Westen) auszugeben", sagte er."

Laut Standard stammt der "Bericht" (der wie die billigste Propaganda klingt) von der APA (Austria Presse Agentur), die von der staatlichen iranischen Nachrichten Agentur FARS zitiert. Geht man zur website von  FARS, findet man den Artikel nicht (im englischsprachigen Teil wenigstens, es gibt allerdings noch den türkischen, arabischen und persischen Teil). Die wahre Quelle - in derselben Form, in der der Artikel im Standard erschien -  scheint jedoch ein Artikel von CNN zu sein:


Dessen Autoren sind demnach der "CNN Wire Staff" unter Mitwirkung eines Herrn namens Azadeh Ansari. Sonstige Quellen werden keine angegeben. Andere große englisch- und deutschsprachige Zeitungen scheinen dieses kuriose Erzeugnis nicht weiterverbreitet zu haben. Seltsam. Sieht wie eine Fälschung aus. Die Presse sollte verpflichtet werden ihre Quellen zu offenbaren, mindestens wenn es sich um öffentliche Reden handelt!


Monday, May 14, 2012

Insignia of Protest (2): Zero-Currency Notes


This way of protesting against corruption, especially bribery, is originated in India. It is based on Gandhi's idea of peaceful non cooperation directly applied to civil servants and government officials who request extra payment from citizens. It is a polite way to say "No!" in a country where corruption is a deeply rooted habit and a majority of its people has first-hand experiences with it (see also "Corruption in India"). But it is also a way of shaming and scaring functionaries feeling all too safe. For this purpose, the zero-rupee banknote was introduced to the public by the non-governmental organization 5th Pillar, in 2007. 



http://india.5thpillar.org/ZRN


In an obvious case of attempted bribery, the banknote is to be handed out by the victim directly to the official. Then the case should be made public. Here's an example reported to the 5thpillar :

"Mr. Ashok Jain got his car towed in Chennai. When he went to the C1 police station, he was asked Rs 800 as fine. He was ready to pay the amount in return for a receipt, which they were not willing to give. After much talking and convincing, he called his friend Vinod Jain who handed a Zero Rupee Note to one of the policemen. When he did that, they realized that he was a part of the 5th Pillar organisation and without any further questions they asked him to pay the marked fine of Rs 150 and handed him the receipt immediately."

Other success stories can be read on the 5thpillar website. Watch also this nice Bollywood style video: The Zero Rupee Note - A Short Film



Other countries: In Bosnia, another NGO called "Centre for Responsible Democracy", introduced the “I give zero marks for bribes" campaign in June 2011.


See also: Insignia of Protest (1): Shoes and Shoeing

Sunday, May 13, 2012

Mit ein bißchen Logik erfolgreich gegen den Krieg


Lang' hat's gedauert! Hier die erste vernünftige Darstellung der Iran-Israel Problematik im deutschsprachigen Infotainment, erschienen im österreichischen Standard:

Eric Frey: Israel - Iran: Komplexe Logik

Ergänzt man diesen Artikel mit "Die Illusion von der Bombe, die Israel bedroht", so erhält man eine hinreichend schlüssige Argumentationshilfe gegen die allgegenwärtige Kriegstreiberei bezüglich dieses Konflikts.

Im Prinzip fehlt jetzt nur noch eine Liste von Hypothesen, warum dieses Säbelgerassel seit nun mehr über 10 Jahren überhaupt stattfindet.

Friday, May 11, 2012

Merkel ist schon Vergangenheit


Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete laut Presseberichten die Ukraine als Diktatur. Sie verlautbarte am Donnerstag in einer Regierungserklärung vor dem deutschen Bundestag:


Sie erwähnte in diesem Zusammenhang auch Weißrussland als Dikatatur.

Nun spitzt sich die Schmierenkomödie um die ukrainische Oligarchin Yulia Timoschenko doch noch so zu, daß ernste Konsequenzen zu erwarten sind. Merkel lehnt sich mit dieser Äußerung so weit aus dem Fenster, wie es Politiker eigentlich nur tun, wenn sie bereits wissen, daß sie in Kürze abdanken werden.

In der internationalen Diplomatie gilt es als außergewöhnlicher Affront einen Staat, der sich demokratisch nennt (auch wenn er es nur auf dem Papier ist), in dieser Weise zu "beleidigen". Es herrscht auf dem rutschigen Parkett der internationalen Diplomatie nämlich das Prinzip der Reziprozität (ein kulturgeschichtliches Erbe aus der Zeit der nomadisierenden Hirtenvölker). Die Ukraine muß daher der deutschen Kanzlerin antworten. Andererseits kann Frau Merkel jetzt (aber auch schon aufgrund ihrer vorhergehenden Äußerungen gegen die Ukraine) für ihre restliche Amtszeit festgenagelt werden auf ihrer unreflektierten Dichotomie zwischen demokratischen und undemokratischen Regierungen bzw. ihrer eigenen politischen Praxis, die in einem unübersehbaren Widerspruch dazu steht.

Was die Antwort der ukrainischen Oligarchie betrifft, so kann darüber zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden. Merkel etwa als persona non grata vorderhand auszuladen dürfte sich als Boomerang herausstellen, wenn man den Zusammenhalt der restlichen EU-Staaten voraussetzt. Ob die Fußball-EM deswegen abgesagt werden müßte, ist wieder eine andere Frage. Das ukrainische Regime steht hier vor einer verzwickten Aufgabe. Möglicherweise verlegt sie sich auf's Aussitzen und Ausschweigen (und damit auf's Suspendieren der diplomatischen Reziprozität). Vielleicht sind sich die Ukrainer auch bewußt, daß sie gar nicht viel zu unternehmen brauchen, da sich Merkel (zusammen mit einigen EU-Kollegen) zu sehr selbst in die Enge getrieben hat. 

Daß sich Merkel hier tatsächlich sehr weit aus dem Fenster lehnt, wird (wie üblich) nur in den Foren von Online Zeitungen und in Blogs besprochen, nicht aber im Infotainment selbst (oder kaum). Die unangenehmen aber berechtigten Fragen, die dort - im Schatten des Mainstreams - gestellt wurden, werden auch in Zukunft schwer auf der Kanzlerin lasten. Immerhin erwartet man von rationalen Menschen eine konsequente Handlungsweise.

- Frau Merkel, werden Sie auch anläßlich der Winterspiele 2014 in Sotchi Russland als Diktatur bezeichnen? Auch dort werden Oppositionspolitiker inhaftiert, von der Gewaltherrschaft des Dr. Kadyrov in Tschetschenien einmal ganz abgesehen.

- Frau Merkel, welchen Unterschied sehen Sie zwischen den Inhaftierungen des Oligarchen Chordorkowski in Rußland und der Oligarchin Timoschenko in der Ukraine?

- Frau Merkel, warum lassen Sie es zu, daß private deutsche Unternehmen wie auch der deutsche Staat selbst seit Jahren gewinnbringende Geschäfte mit den ukrainischen Diktatoren treiben und dadurch deren Diktatur stützen, die Sie anprangern?

- Dieselbe Frage für: China, Russland, Weißrussland, Türkei, die Golf-Staaten, ...

- Frau Merkel, haben Sie Ihrem Landsmann Herrn Vettel für seinen Sieg im diktatorischen Emirat von Bahrain gratuliert?

- Frau Merkel, welcher gravierende Unterschied besteht für Sie in der "politisch motivierten" Verfolgung oppositioneller Politker und einfacher Bürger?

- Frau Merkel, mit wie vielen "Diktatoren" (oder anderen Gewaltherrschern) haben Sie sich im Auftrag der Bundesrepublik schon getroffen und warum lehnen Sie es dagegen ab sich mit den Oligarchen der Ukraine zu treffen? (Erst im Februar haben Sie die Herren Hu Jintao, Wu Bangguo und Wen Jiabao in China besucht, welche tibetische und andere Oppositionelle nicht besser behandeln, als die Ukrainer die ihrigen. Warum?)

- Frau Merkel, man hat zurecht auf die - möglicherweise haftbedingten - Verletzungen von Frau Timoschenko öffentlich hingewiesen. Wie stehen Sie dagegen zu Guantanamo? Warum besuchen Sie und unterstützen Regierungen wie die USA, welche foltern lassen, wollen aber nicht in die Ukraine reisen? Haben Sie sich dafür eingesetzt, daß die "Experten" der Berliner Charité die Häftlinge im Foltergefängnis von Guantanamo besuchen dürfen?

- Frau Merkel, die Oligarchin Timoschenko ist in den Hungerstreik getreten (den sie inzwischen auch schon wieder beendet hat). Zur selben Zeit befinden sich etwa 1600 palästinensische Gefangene in Israel im Hungerstreik für menschlichere Haftbedinungen. Werden Sie auch diese Oppositionellen unterstützen?

- Frau Merkel, was wissen Sie über Yulia Timoschenko? Wie ist sie zu ihrem Reichtum gekommen? Wieviel muß ein Ukrainer auf den Tisch legen, um Parlamentsmitglied innerhalb Timoschenkos Partei "Blok Juliji Tymoschenko" zu werden? Was hat sie als Ministerpräsidentin der Ukraine erreicht?

- Frau Merkel, Sie haben die Entscheidung der UEFA für eine Austragung der Fußball-EM 2012 in Polen/Ukraine gutgeheißen, jetzt aber drohen Sie damit die EM zu boykottieren. Warum? Was hat sich seit der Vergabe 2007 in der Ukraine wesentlich geändert? Aufgrund welcher "Hoffnungen" genau, hätte diese Vergabe die Ukraine "näher an den Westen" bringen sollen? Und was haben Boykotte von sportlichen Veranstaltungen überhaupt bis jetzt gebracht?

Fragen über Fragen. Gäbe es eine funktionierende Presse, die Kanzlerin, sowie einige weitere deutsche Politgrößen und die gesamte EU-Kommission wären schon längst in einer offenen Diskussion festgenagelt und argumentativ zerlegt worden. Heuchelei und Doppelmoral im Höchstmaß hat nichts anderes verdient als bloßgestellt zu werden.

Das gemischte Doppel "Merkozy" - die deutsch-französische Hegemonie innerhalb Europas - gehört der Vergangenheit an. Sarkozy ist letztes Wochenende abgewählt worden. Merkel wird spätestens dann zurücktreten müssen, wenn Griechenland vollends im Chaos versinkt - wenn sich zeigt, daß ihre "Bankenrettungsschirme" nichts anderes waren als eine monströse Umverteilung von Steuergeld. Und nur Politiker, die schon wissen (oder wenigstens ahnen) daß sie auf unverantwortliche Weise versagt haben, geben so leichtfertig Heuchelei und Doppelmoral von sich, an die man sie in der Zukunft festnageln kann, einfach deswegen, weil es diese Zukunft für sie nicht mehr gibt. 



update 2012-05-24
Köstlich: Timoschenko hält den "politischen Boykott der Fußball-Europameisterschaft für eine "schlechte Idee". Sie bitte darum, von derartigen Konsequenzen abzusehen". Die Meldung wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Kommentare der deutschen Kanzlerin und der EU-Kommission dazu sind nicht bekannt geworden.

Anläßlich der sich jährlich wiederholenden Peinlichkeit des Europäischen Song Contests, der kommenden Samstag in Aserbeidschan stattfinden wird und der Amnesty International Berichte über die Menschrechtslage in dieser Ex-Sowjetrepublik, liegt natürlich die Frage nahe, warum Merkel nicht auch dieses Land eine Diktatur nennt. Ob sich Vertreter der EU-Kommission bei dieser Verherrlichung des schlechten Geschmacks blicken lassen werden - man wird es sehen. Fragen zu einem Vergleich mit der politischen Situation in der Ukraine würden ihnen ohnehin nicht gestellt werden. 

update 2012-06-08 (Beginn der Fussball EM in Ukraine/Polen)
Empörungsmeister Deutschland: "Machthaber Janukowitsch hat die Affäre einfach ausgesessen. Peinlich, auch für Deutschland".

Tuesday, May 8, 2012

If We Don't Get Big Money Out of Politics ...

"If we don't get Big Money out of Politics, everything else what we want to do is hopeless" (Robert Reich, blogger, Secretary of Labor under President Bill Clinton from 1993 to 1997, former member of President-elect Obama's economic transition advisory board, chairman of Common Cause, ...)

video --> Former Labor Sec. Robert Reich on Clinton's Errors of Crippling Welfare to Repealing Glass Steagall

Monday, May 7, 2012

"There Are Times When We Have to Have Those Things in Place"



U.S. Government Has Copies of Most of Your Emails
funniest moments start from 48:40: ... "there are times when we have to have those things in place"- that's it!

Alternatively watch this video starting from 04:02: